Rückblick Jahrestagung 2017
Vernetzung von Biomedizinischer Technik und Medizinischer Physik:
Innovative Anwendungen in Diagnostik und Therapie
Dresden. Mit großem Erfolg fand vom 10.–13. September 2017 die Gemeinsame Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinischen Technik (DGBMT) und der Medizinischen Physik im Internationalen Congress Center Dresden statt. Als Besonderheit war die Dresdner Tagung gleichzeitig die Dreiländertagung für Medizinische Physik der deutschen, österreichischen und schweizerischen Fachgesellschaften für Medizinische Physik, DGMP, ÖGMP und SGSMP.
Unter der Leitung von Prof Dr. rer. nat. Wolfgang Enghardt (OncoRay – Nationales Zentrum für Strahlenforschung in der Onkologie, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus Technische Universität Dresden) und Prof. Dr.-Ing. Hagen Malberg (Institut für Biomedizinische Technik und Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus Technische Universität Dresden) tauschten sich über 1.300 international renommierte Wissenschaftler über neue Erkenntnisse aus allen Bereichen der Medizinischen Physik und der Biomedizinischen Technik aus und diskutierten ihre wissenschaftlichen Ergebnisse. Im Fokus stand die zunehmende Vernetzung der Biomedizinischen Technik und der Medizinischen Physik bei der klinischen Anwendung in Diagnostik und Therapie – das große Thema schon zur feierlichen Kongresseröffnung durch die Tagungspräsidenten der DGMP Wolfgang Enghardt (Dresden) und der DGBMT Hagen Malberg (Dresden), die Präsidentin der ÖGMP Brigitte Zurl (Graz/AT), den Präsidenten der SGSMP Peter Manser (Bern/CH), die Präsidentin der DGMP Katia Parodi (Garching b. München), den Präsidenten der DGBMT Thomas Lenarz (Hannover), den Dekan der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik an der Technischen Universität Dresden Ronald Tetzlaff (Dresden) sowie Klaus-Peter Schmitz (Rostock) als Vertreter des Themennetzwerks Gesundheitstechnologie der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften – ACATECH.
Das gemeinsame Tagungskonzept der beiden Fachgesellschaften erwies sich als überaus erfolgreich. An allen vier Tagen gab es vielfältige fachliche Berührungspunkte, Diskussionen und Auseinandersetzungen auf hohem Niveau. Das umfangreiche wissenschaftliche Programm sprach sowohl Medizinphysiker als auch Medizintechniker an und reflektierte die zunehmende Vernetzung der Biomedizinischen Technik und der Medizinischen Physik bei deren klinischer Anwendung in Diagnostik und Therapie. Es wurde deutlich, wie eng die beiden Fachgesellschaften zum Beispiel auf den Gebieten der Bildgebung, der Messtechnik und Biosignalverarbeitung, der Audiologie und der Medizinischen Optik sowie der bild- und robotergestützten Therapieverfahren zusammenwirken.
Hochkarätige Wissenschaftler stellten aktuellste Information über die Fächergrenzen hinweg vor. Gleichzeitig nutzten viele Nachwuchswissenschaftler die Chance der Gemeinsamen Tagung, interessante Anregungen aufzunehmen und mit renommierten Experten ins Gespräch zu kommen, neue Kontakte zu knüpfen, Impulse für Ihre unterschiedlichen Arbeitsgebiete zu erhalten und an Diskussionen zu neuen Erkenntnissen hochaktueller fachlicher Themen und innovativer Anwendungen aus allen Bereichen teilzunehmen. Neben aktuellen wissenschaftlichen Ergebnissen boten die beiden wissenschaftlichen Fachgesellschaften mit der Vorstellung neuer technologischer Trends Weiterbildungs- und Informationsmöglichkeiten auf höchstem technischem Niveau für einen weitreichenden interdisziplinären Austausch.
Von 62 wissenschaftlichen Sitzungen waren 12 explizit gemeinsame Sitzungen von Biomedizin-technikern und Medizinphysikern mit breitgefächerten Themen: Bildgebung, Bildverarbeitung und bildgeführte Therapien, medizinische Messtechnik, Organ- und Patientenunterstützungssysteme sowie Robotergestützte Therapien. Mehr als die Hälfte der Tagungsthemen war in der fachlichen Organisation paritätisch besetzt. Auch das große Spektrum und die hohe Zahl wissenschaftlicher Fokus-Sessions, deren Themen die Mitglieder der Fachgesellschaften vorgeschlagen und selbst organisiert hatten, zeigte den Erfolg in der Vernetzung beider Disziplinen: zu Themen der Audiologie, der Optimierung der Computertomographie-Bildgebung, neuer Bestrahlungsplanungs-Algorithmen und der Hochpräzisions-Strahlentherapie.
International renommierte Experten gaben bei der Gemeinschaftstagung einen wissenschaftlichen Ausblick in aktuelle Forschungsgebiete und stellten sich im Anschluss der Diskussion. Eins der Tagungs-Highlights war der Vortrag von Georg Bretthauer (Karlsruhe), „The Artificial Accommodation System – Vision and Reality“, in dem er über seine Ergebnisse zum künstlichen Akkomodationssystem, also dem Scharfstellapparat des menschlichen Auges berichtete. Spannende Diskussionen gab es auch im Anschluss an Gerhard Krafts (Darmstadt) Vortrag „Radon and humans“, der sich auf die strahlenbiologische Wirkung des radioaktiven Edelgases Radon konzentrierte und mit der bisher weitgehend ungeklärten Wirkung kleiner Strahlungsdosen auf den Menschen befasste. Ein weiterer Höhepunkt der gemeinsamen Tagung war die Vorstellung des Positionspapiers der Deutschen Akademie für Technikwissenschaften (ACATECH) zur individualisierten Medizin, an deren Erarbeitung Vertreter beider Fachgesellschaften aktiv beteiligt waren.
Ein besonderer Programmpunkt, der wieder mit großem Erfolg angenommen wurde, war der Konferenz-Schnuppertag für Schüler und Lehrer, denen in kleinen Gruppen ein Übersichtsvortrag zur Medizinischen Physik, Fachvorträge sowie eine von Medizinphysikern begleitete Führung geboten wurden.
Preisverleihungen an herausragende Wissenschaftler
Auf einer gemeinsamen Sitzung wurden unter Vorsitz von Wolfgang Enghardt (Dresden) und Hagen Malberg (Dresden) die Preise der beiden wissenschaftlichen Gesellschaften verliehen: für die DGMP der Expertenpreis, der Dissertationspreis, der Masterarbeitspreis, Posterpreise, Travelgrants und der Autorenpreis der Zeitschrift für Medizinische Physik (ZMP) der DGMP, für die DGBMT der Klee-Preis sowie der Studentenwettbewerbspreis. Bei der Behnken-Berger Preisverleihung gab es statt drei abgestufter Preise drei gleichwertige Auszeichnungen. Diese gingen an Mark Bangert (Heidelberg), „Development of the open-source dose calculation and optimization toolkit matRad“, an Peter Kletting (Ulm), „Optimized Peptide Amount and Activity for 90Y-Labeled DOTATATE Therapy“ und Thomas Tessonnier (Garching), „Treatment of low-grade meningioma with protons and helium ions“.
Die höchste Auszeichnung der DGMP, die Glocker-Medaille in Erinnerung an das erste Ehrenmitglied der DGMP Prof. Dr. Richard Glocker, wurde an Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. Birger Kollmeier (Oldenburg), für seine herausragenden Verdienste im Fachgebiet der Medizinischen Physik in Wissenschaft und Praxis verliehen und zeigte die Vernetzung von Medizinischer Physik und Biomedizinischer Technik. Er wurde für diesen besonderen Preis ausgewählt und hielt auf dem internationalen Kongress die Glocker-Vorlesung zum Thema „Hören für Alle: Von der empirischen Hörforschung zur modernen Präzisions-Audiologie“. Die Teilnehmer bekamen einen lebhaften Einblick in die aktuelle Hörforschung aus dem Exzellenzcluster Hearing4all, in dem sich Forschungsansätze aus der Physik, der Nachrichtentechnik, der Medizin und Neurowissenschaften ergänzen – von den Grundlagen der Physik des Hörens bis zur Entwicklung von Hörgeräten auf höchstem Niveau. „Die Effekte einer Hörstörung lassen sich auf wenige, im Hörmodell genau charakterisierbare Faktoren zurückführen. Mit dem Ziel der individualisierten ‚Präzisions-Audiologie‘ kann so der zu erwartende Erfolg einer Hörgeräte-Versorgung genau vorhergesagt werden“, wie der Preisträger betonte. „Weiterhin können zukünftige Hörgeräte individuell an die Verhältnisse beim Patienten so konstruiert und angepasst werden, dass ein problemloses Hören in Ruhe und im Störschall resultiert. Damit rückt das Ziel einer individualisierten, präzisen Diagnostik und Therapie des gestörten Hörvermögens in greifbare Nähe mit dem langfristigen Ziel des Hörens für alle: Alle Menschen, alle Orte, zu jeder Zeit.“
Bei der Dresdner Gemeinschaftstagung fand zudem eine Premiere statt: Die DGBMT hat erstmalig ein Mitglied als "DGBMT Fellow" geehrt. Dieser Ehrentitel wurde Prof. Dr.-Ing. Hartmut Dickhaus (Heidelberg) in Anerkennung seiner herausragenden Leistungen für die Fachgesellschaft verliehen. Herr Dickhaus war von 2002 bis 2017 DGBMT Beiratsvorsitzender und hat durch sein Wirken im Beirat und damit verbunden im Vorstand der DGBMT die Entwicklung der Fachgesellschaft über viele Jahre maßgeblich vorangetrieben. Sein zentrales Anliegen war insbesondere der Brückenschlag zwischen Medizintechnik und Medizininformatik.
Ausblick 2018
49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik und 21. Jahrestagung der Deutschen Sektion der ISMRM in Nürnberg
Für das nächste Jahrestreffen laden Prof. Christoph Bert (Erlangen) und Dr. Michael Wucherer (Nürnberg) der DGMP und Prof. Dr. rer. nat. Frederik B. Laun (Erlangen) Sie zur 49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik und 21. Jahrestagung der Deutschen Sektion der ISMRM vom 19.–22. September 2018 in die Meistersingerhalle nach Nürnberg ein: zum aktuellsten Diskussions-Forum für alle Gebiete der Medizinischen Physik – im Schnittpunkt von Grundlagenforschung (Physik), der Entwicklung zum einsetzbaren Gerät (Technik) und der Anwendung für den Patienten (Medizin). Weitere Informationen zur Tagung ab November 2017 unter www.dgbmt-dgmp.de.
52. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik
Das Direktorium des Helmholtz-Instituts für Biomedizinische Technik der RWTH Aachen, Prof. Dr. Lothar Elling, Prof. Dr. Wilhelm Jahnen-Dechent, Prof. Dr. Fabian Kiessling, Prof. Dr. Dr. Steffen Leonhardt, Prof. Dr. Klaus Radermacher, Prof. Dr. Thomas Schmitz-Rode und Prof. Dr. Martin Zenke, lädt zur 52. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik vom 26.–28. September 2018 in das neue Hörsaalzentrum C.A.R.L. der RWTH nach Aachen. Schwerpunkte der Tagung werden Biohybrid Medical Systems, Cyber Medical Systems, Imaging, Patient Specific Model Guided Therapy sowie Clinical Translation sein. Weitere Informationen zur Tagung finden Sie unter www.bmt2018.de.