Interview mit Prof. Dr. Katia Parodi zur Übersicht der Studiengänge in Medizinischer Physik
Die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Physik (DGMP) hat auf Anfrage des Länderausschusses Röntgenverordnung und des Fachausschusses Strahlenschutz der Bundesländer in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe daran mitgewirkt, eine Übersicht über die in Deutschland vorhandenen Studiengänge in Medizinischer Physik zu erarbeiten.
Studiengänge in Medizinischer Physik für das MPE-Qualifikationsniveau
Die Präsidentin der DGMP, Prof. Dr. Katia Parodi, erläutert in diesem Interview, welchen Nutzen diese Übersicht für Studierende, Behörden und Hochschulen hat:
Frau Prof. Parodi, wie ist die Zusammenarbeit mit den Behörden bei der Erstellung der Übersicht zu den Studiengängen zu Stande gekommen?
Die Initiative stammt aus dem Länderausschuss Röntgenverordnung und dem Fachausschuss Strahlenschutz der Bundesländer. Deren Anliegen war es, im Zusammenhang mit dem neuen Strahlenschutzgesetz und der Neufassung der Strahlenschutzverordnung eine Übersicht der in Deutschland vorhandenen Studiengänge in Medizinischer Physik zu erhalten. Aus dieser Übersicht soll hervorgehen, welche Studiengänge das notwendige Qualifikationsniveau als Voraussetzung zur Erteilung der Fachkunde als Medizinphysik-Experte (MPE) vermitteln.
Als DGMP wir haben diese Initiative sehr begrüßt. Dieses Thema ist hochaktuell, da wir zukünftig MPEs nicht nur wie bisher für die Strahlentherapie und Nuklearmedizin, sondern auch für die Röntgendiagnostik benötigen. Zudem liegt damit ein transparenter und nach Modulen aufgeschlüsselter Überblick über die Lerninhalte der Studiengänge vor.
Wofür benötigen die Behörden eine solche Übersicht? Bisher wurde die Fachkunde für MPE doch auch ohne eine solche Übersicht erteilt?
Die Übersicht ist ein wichtiger Schritt für bundesweit einheitliche Kriterien für die Erteilung der Fachkunde als MPE und dient der Beurteilung der Eingangsqualifikation, die jeder MPE-Antragsteller mitbringen muss. Bisher wurde das im Einzelfall von den zuständigen Landesbehörden entschieden, wobei die Kriterien auch unterschiedlich ausgelegt wurden. Auch wenn die Anträge weiter auf Länderebene entschieden werden, ist diese Übersicht eine wichtige Entscheidungshilfe für den Erwerb der Fachkunde MPE. Das Bundesumweltministerium hat diese Übersicht an die Bundesländer weitergeleitet und empfiehlt, diese als Entscheidungsgrundlage heranzuziehen.
Aus Sicht der DGMP ist das ein großer Fortschritt gegenüber der bisherigen Situation. Bisher war die DGMP nur als Sachverständiger bei der Erteilung der Fachkunde für MPE in den Bundesländer Hessen, Bayern und Baden-Württemberg beteiligt. Beides – die Mitwirkung der DGMP als Sachverständiger und die Übersicht - sind eng miteinander verknüpft. Daher haben auch Prof. Dr. Wolfgang Enghardt und Prof. Dr. Martin Fiebich im Auftrag des DGMP-Vorstandes an der Erarbeitung dieser Übersicht mitgewirkt. Beide sind seit Beginn der Kooperation mit den drei Bundesländern als Sachverständige für die Erteilung der Fachkunde MPE hinzugezogen worden und sind daher bestens mit der Materie vertraut.
Langfristig wäre es wünschenswert, wenn die DGMP auch bundesweit bei der Erteilung der Fachkunde für MPEs mit einbezogen wird. Bis dahin ist diese Übersicht aber ein erster wichtiger Schritt für eine einheitliche Bewertung der Fachkundeanträge.
Wie wurden die Hochschulen in die Erarbeitung der Übersicht mit einbezogen und wie wird sichergestellt, dass diese auch noch in einigen Jahren aktuell ist?
Wir haben alle uns bekannten Leiter von Studiengängen in Medizinischer Physik angeschrieben. Im Vorfeld haben Prof. Enghardt und Prof. Fiebich aus den entsprechenden Richtlinien die Stoffkataloge und Inhalte zusammengestellt, die in den Studiengängen vermittelt werden müssen, damit das Eingangsqualifikationsniveau für die Fachkunde als MPE erfüllt ist. Die Studiengangsleiter haben uns dann rückgekoppelt, ob und in welchen Modulen die Hochschulen diese Inhalte anbieten. Erfreulicherweise gab es zahlreiche Rückmeldungen mit insgesamt 14 ausführlichen Angaben zu den einzelnen Studiengängen von 22 angeschriebenen Hochschulen. Weiterhin nahmen 11 Vertreterinnen und Vertreter von Studiengängen an der gemeinsamen Informationsveranstaltung am 26. Januar 2018 in Berlin mit Behördenvertretern der Bundesländer und Sachverständigen der DGMP teil.
Die fertige Übersicht ist nach Auswertung der erhaltenen Rückmeldungen und in Rücksprache mit den Behörden auf der Homepage der DGMP veröffentlicht worden. In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass die DGMP in diesem Verfahren nur als kompetenter Mittler zwischen den Aufsichtsbehörden und den Hochschulen auftrat, nicht aber als Zertifizierungsstelle. Daher haben wir auch nicht die detaillierten Modulbeschreibungen und deren quantitativen Umfang überprüft, da die Einhaltung des Masterniveaus in einem entsprechenden Studiengang in der ausschließlichen Verantwortung der Hochschulen und Studiengangsleiter liegt.
Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden, da diese Übersicht einen transparenten Überblick über die Studieninhalte zur Erlangung des Qualifikationsniveaus als MPE ermöglicht. Dies wurde auch in der Plenarsitzung unserer Jahrestagung lobend durch Frau Dr. Birgit Keller vom Bundesumweltministerium erwähnt. Insgesamt gab es eine sehr gutes Zusammenarbeit von Behörden, Studiengangsleitern und DGMP, und ich möchte mich bei allen Beteiligten, insbesondere bei Prof. Fiebich und bei Prof. Enghardt, für ihr Engagement bedanken.
Die DGMP wird diese Übersicht regelmäßig aktualisieren und auf dem neuesten Stand halten. Hierfür werden wird mit den Hochschulen im Dialog bleiben und regelmäßig abfragen. Im Gegenzug können die Hochschulen die Tabelle nutzen, um ihr Curriculum anzupassen und stetig weiterzuentwickeln.
Wie können Studierende die Übersicht nutzen, um sich für eine spätere Tätigkeit als MPE zu qualifizieren?
Studierende können die Übersicht nutzen, um sich einen Überblick über die Inhalte zu verschaffen, die notwendig sind, um als MPE in Deutschland tätig zu werden. Dadurch können sie ihr Studium so gestalten, dass das Eingangsniveau für die Tätigkeit als MPE entsprechend der ausgewählten Fachrichtung(en) nach dem Hochschulabschluss vorliegt. Noch fehlende Kenntnisse können dann durch weitere Fortbildungen erworben werden.
Hierbei sollte aber nicht übersehen werden, dass neben den theoretischen Qualifikationen eine praktische Ausbildung in der Klinik erfolgen muss – die sogenannte Sachkundezeit (Dauer in der Regel 2 Jahre unter Anweisung eines bereits fachkundigen MPEs). Mit Ausnahme von zwei Studiengängen, die gezielt auf die Erlangung der Fachkunde MPE am Ende des Masterstudiums ausgerichtet sind, vermitteln die meisten Studiengänge diese Sachkundezeit nicht, sondern nur die Inhalte für das Eingangsqualifikationsniveau.
Welche nächsten Schritte plant die DGMP, um die Ausbildung zum MPE zu verbessern und zu vereinheitlichen?
Neben den bereits erwähnten Bestrebungen, um die DGMP bundesweit bei der Erteilung der Fachkunde MPE einzubinden, wollen wir ein Curriculum für die Sachkundezeit erarbeiten. Der Wunsch nach einem solchen Curriculum wurde an uns sowohl von jungen Medizinphysikerinnen und Medizinphysikern als auch von den Fachberatern und Sachverständigen herangetragen. Das Ziel ist hier, für die Sachkundezeit bundesweit einheitliche Kriterien zu entwickeln und ein einheitlich hohes Ausbildungsniveau abzusichern. Hierzu wird sich die DGMP auf verschiedenen Ebenen und im Austausch mit den Behörden im Jahr 2019 engagieren.
Weiterhin haben wir im Dezember ein gemeinsames Papier der DRG, APT und DGMP zum Thema der Ausbildung von Medizinphysik-Experten für die Röntgendiagnostik erarbeitet, da dort derzeit nicht genügend MPEs zur Verfügung stehen. Durch das neue Strahlenschutzgesetzt müssen diese zukünftig in den Einrichtungen vorgehalten werden. Ziel ist es, gemeinsam mit DRG und APT ein Konzept für den strukturierten Sachkundeerwerb unter Hinzuziehung externer MPEs zu erarbeiten, um den Bedarf an MPEs in der Röntgendiagnostik zu decken.
Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie auf den Websites der DGMP und der jungen Medizinphysik:
Studiengänge in Medizinischer Physik für das MPE-Qualifikationsniveau
Interview zur Erteilung der Fachkunde mit Prof. Enghardt und Prof. Fiebich
Junge Medizinphysik