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Die DGMP ist die deutsche wissenschaftliche Fachgesellschaft für Medizinische Physik.  Aufgaben und Ziele

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Zum 90. Geburtstag von Prof. Dr. Walter Josef Lorenz

Walter Josef Lorenz wurde am 8. März 1932 in Ostrau-Witkowitz im Nordosten der heutigen Tschechischen Republik geboren. Nach dem Abitur am Helmholtz-Gymnasium in Heidelberg, das er nach der Vertreibung aus seiner nordmährischen Heimat ab 1946 besuchte, studierte er Physik an der Universität Heidelberg und war anschließend als Diplomand, Doktorand und wissenschaftlicher Assistent am Max-Planck-Institut für Kernphysik unter der Betreuung von W. Bothe, W. Gentner und U. Schmidt-Rohr tätig.

Sein Wunsch, sich intensiver mit der Medizin zu beschäftigen, führte dann 1963 zu dem Entschluss, am von K.-H. Bauer neu gegründeten Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) unter Leitung des designierten Direktors K. E. Scheer die Planung des Instituts für Nuklearmedizin vorzunehmen. Ziel dieses ersten deutschen Instituts für Nuklearmedizin, das 1964 den Patientenbetrieb aufnahm, war die Entwicklung und Evaluierung diagnostischer und therapeutischer Verfahren mit radioaktiven Isotopen. Noch im gleichen Jahr wurde Walter J. Lorenz zum Leiter der Abteilung für Biophysik und medizinische Strahlenphysik des DKFZ ernannt, die er in den folgenden drei Jahrzehnten konsequent zu einer Abteilung mit mehr als 60 Mitarbeitern und einem hohen internationalen Renommee ausbaute.

Bereits 1964 entwickelten Walter J. Lorenz und K. E. Scheer das Konzept für den ersten Forschungsreaktor im Bereich der medizinisch-biologischen Forschung, der 1966 in Betrieb genommen werden konnte. Parallel dazu konzipierten sie 1965 ein Zyklotron, das 1970 am DKFZ installiert wurde. Nachdem so die für die patientenbezogene Forschung notwendige Versorgung mit radioaktiven Nukliden sichergestellt war, fokussierten sich die folgenden Aktivitäten auf die Entwicklung der quantitativen Funktionsszintigraphie. So wurden von Walter J. Lorenz und anderen bereits 1966 Methoden der Datenverarbeitung für die Analyse von Kameraszintigrammen eingesetzt und 1968 die ersten Ergebnisse zur besseren Abgrenzung von Skelettmetastasen sowie zur Funktionsdiagnostik der Lungen, der Nieren und des Herzens vorgestellt. In diese überaus erfolgreiche Schaffensperiode fällt auch die Entwicklung einer Positronen-Szintillationskamera, einem Vorgänger des heutigen Positronen-Emissions-Tomographen. In Anerkennung der Pionierarbeiten der Heidelberger Arbeitsgruppe wurde das Institut 1972 als erstes Internationales Referenzzentrum für Nuklearmedizin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgewählt.

Bereits 1967 hat sich Walter J. Lorenz mit einer Arbeit zur „Bedeutung eines Kernreaktors für die medizinische Forschung und die klinische Praxis“ an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg habilitiert woraufhin ihm die Venia legendi für das Fachgebiet „Nuklearmedizin, insbesondere Biophysik“ verliehen wurde. 1973 erfolgte die Berufung zum Professor an der Universität Heidelberg. 1970, nach dem Ausscheiden des Gründungs-direktors K. E. Scheer, übernahm er dessen Funktion als Institutsdirektor des Instituts für Nuklearmedizin (heute: Forschungsschwerpunkt für Bildgebung und Radioonkologie). Kennzeichnend für den Wissenschaftler Walter J. Lorenz war seine stete Offenheit für neue Ansätze und technische Entwicklungen. So hat er sehr früh die Relevanz der Röntgen-Computer-Tomographie und des Ultraschalls erkannt und auf die Notwendigkeit der gemein-samen Schau von Morphe und Funktion in der medizinischen Diagnostik hingewiesen. Nach der Installation des ersten Computer-Tomographen in der Bundesrepublik am DKFZ (1976) sowie einige Jahre später der Installation eines Magnet-Resonanz-Tomographen (1985) und eines Positronen-Emissions-Tomographen (1986) hat er dieses Konzept gemeinsam mit G. van Kaick umgesetzt und damit das Themenspektrum des Instituts um die radiologische Diagnostik erweitert. Ab 1972 wurden auch Forschungsprojekte zum Einsatz schneller Neutronen in der Tumortherapie in Angriff genommen. In den folgenden Jahren wurde durch die Gründung einer Arbeitsgruppe „Strahlentherapie“ unter der Leitung von W. Schlegel, die später eine eigenständige Abteilung wurde, das Spektrum auf die Strahlentherapie mittels eines Linearbeschleunigers erweitert. Die unter der Obhut von Walter J. Lorenz erarbeitete und realisierte zukunftsweisende Konzeption hat ganz wesentlich zu dem hohen Ansehen beigetragen, dass der Forschungsschwerpunkt für Bildgebung und Radioonkologie des DKFZ heute weit über die Grenzen unseres Landes hinaus genießt.

Die Förderung und wissenschaftliche Etablierung eines jungen, interdisziplinär orientierten Fachgebietes wie der Medizinischen Physik bedarf aber nicht nur der wissenschaftlichen Leistung des einzelnen, sondern auch der gestaltenden Kraft engagierter Verantwortungsträger und wissenschaftlicher Lehrer. Diesen Aufgaben stellte sich Walter J. Lorenz als Tagungspräsident, als Mitglied des Beirats sowie 1983 -1984 als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik (DGMP). Darüber hinaus war er Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Zeitschrift für Medizinische Physik (ZMP). Bei all seinen Aktivitäten stand der Aufbau und die Pflege eines kollegialen, gleichberechtigten Verhältnisses zwischen Medizinphysikern und ihren medizinischen Kollegen für ihn immer im Vordergrund. Ein ganz wesentliches Anliegen war für ihn darüber hinaus die Aus- und Weiterbildung von Physikern im Gesamtbereich der Medizinischen Physik. So betreute Walter. J. Lorenz nicht nur mehr als 150 Diplomanden und Doktoranden, sondern führte auch sechs seiner wissenschaftlichen Mitarbeiter zur Habilitation.

Als Mittler zwischen Physik und Medizin hat es stets verstanden, konstruktive Verbindungen zwischen den verschiedenen radiologischen Fachdisziplinen und Institutionen, auch weit über Ländergrenzen hinweg, zu schaffen. In Würdigung seiner jahrzehntelangen Förderung des Wissenschaftsaustausches über Grenzen hinweg, wurde ihm 1989 von der Universität Leipzig die Ehrennadel Alma Mater Lipsiensis und 1992 von den Nuklearmedizinern, Klinikphysikern und Radiochemikern der neuen Bundesländer die Georg von Hevesy-Rudolf Schönheimer-Medaille verliehen. Von der Sudetendeutschen Landsmannschaft und vom Frei-staat Bayern wurde ihm 2002 der Sudetendeutsche Kulturpreis für Wissenschaft sowie der Große Sudetendeutsche Kulturpreis für sein Lebenswerk verliehen. Die DGMP ehrte Walter J. Lorenz 2007 mit der Verleihung der Glocker-Medaille.
Im Namen seiner Schüler, ehemaligen Mitarbeiter und Kollegen gratulieren wir Prof. Walter J. Lorenz ganz herzlich zu seinem 90. Geburtstag, verbunden mit dem Wunsch, dass ihm noch viele weitere Jahre vergönnt sein mögen.

Prof. Dr. Gunnar Brix
Prof. Dr. Dr. Wolfhard Semmler